Dornbirn ist die zehntgrößte Stadt Österreichs und zugleich die größte Vorarlbergs. Talseitig grenzt sie an weite
Riedflächen, die bis an den Alpenrhein reichen, bergseitig besteht sie aus verstreuten Bergparzellen und
Bergdörfern. Der besiedelte Zentralteil der Stadt besteht aus verschiedenen Ortsteilen (Bezirken). Diese
entstanden aus einzelnen Ansiedlungen, die so lange expandierten und zusammenwuchsen, bis das heutige
Ortsbild entstanden war.
Bereits vor rund 1200 Jahren entstand im Niederdorf das erste kommunale Zentrum Dornbirns. Am 15. Oktober
895 wurde Dornbirn als Torrinpuirron erstmals erwähnt. Um 1290, also rund vierhundert Jahre nach Torrinpuirron,
taucht Oberdorf in der Geschichtsschreibung auf: Die Textpassage In supriori villa (Oberdorf) finden wir im
Mehrerauer Zinsrodel (lagernd im Vorarlberger Landesarchiv). Das Dokument stammt aus dem Kloster Mehrerau,
das damals eng mit den Grafen von Montfort verbunden war.
Es war Hugo I. von Montfort, der für seine neue Feste den Sebastianbrunnen erbaute. Um 1465 erwarben die
Ritter von Ems Teile der inzwischen zerstörten und zerfallenen Feste und bauten darauf ein neues Refugium, aus
dem um 1517 der Wohnsitz von Hans II. von Ems wurde. Er kaufte damals von den Weppachern eine Quelle, um
dann das Wasser zum renovierten Wohnturm zu leiten.
Knapp 400 Jahre später – um 1894 – begannen im Weppach die Brunnengenossenschafter mit systematischen
Eintragungen in ihr Brunnenbuch. Um 1999 transkribierten wir dieses Buch und stellten uns die Frage: “Wie alt
mag dieser Brunnen wohl sein?”
Als Erstes hatten wir Forschen zu lernen! Auf Schriftenlesekurse folgten mühsame Lesetage in den Archiven.
Obwohl das Digitalisieren alter Schriften damals noch nach ihrer Sinnhaftigkeit hinterfragt wurde, entschlossen
wir uns sehr früh zu dieser Arbeitsweise.
Unsere erste Digitalkamera kostete knapp öS 18.000.--, hatte eine Auflösung von 3,2 Megapixeln und schaffte 12
Aufnahmen pro Sitzung und Speichermedium. Es folgte eine Kamera mit 5,2 Megapixeln und einem
Speichervolumen von etwa 120 Aufnahmen. Kurze Zeit später schafften wir bereits über 1000 Aufnahmen in vier
Stunden und erreichten dabei unsere physischen Grenzen.
Heute verfügen wir über einen Berg digitalisierter Informationen. Sie entsprechen weit über 100.000
handgeschriebener Schriftseiten. Wir haben sie gelesen, durchforstet und teilweise forscherisch abgearbeitet.
Im gleichen Zeitraum entstand – ausgehend vom Diözesanarchiv St. Pölten – mit Monasterium.net das weltweit
größte virtuelle Urkundenarchiv. Nicht nur namhafte Klöster und Archive taten mit, auch das Vorarlberger
Landesarchiv und das Dornbirner Stadtarchiv öffneten umfangreiche Bereiche ihrer Bestände und ermöglichen so
der Allgemeinheit einen problemlosen Zugriff auf ihren Urkundenbestand, und dies kostenlos und rund um die
Uhr.
Für uns brachte all dies nur Vorteile. Wir betrieben unsere Forschungen immer mehr vom heimischen Schreibtisch
aus und ersparten uns dabei Zeit, Geld und Wege.
Geblieben ist uns ein “völlig neues historisches Oberdorf”, das wir mit diesem Beitrag der Öffentlichkeit zur
Verfügung stellen möchten.
In superiori villa will sich in diesem Sinne verstanden wissen.
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Bruno Oprießnig
Hildegard Oprießnig-Luger (†)
© Bruno Oprießnig, A-6850 Dornbirn
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Wer das Oberdorf in seinen Anfängen beschreiben will, hat sich auch mit jenen des
Niederdorfes und sogar mit jenen des Klosters St. Gallen zu befassen. Otmar von St. Gallen, der um
719 das Kloster gründete, starb am 16. November 759. Zu seinen Lebzeiten wuchs die Beliebtheit des
Klosters bei der Bevölkerung derart, dass dies bei den herrschenden Obrigkeiten Aufmerksamkeit
herrufen musste.
Doch schon viele Jahre früher fand in Dornbirn ohne menschliches Zutun eine bemerkenswerte
Teilung statt. Der Steinebach-Schwemmfächer teilte das spätere Nieder- und Oberdorf in eine für
Landwirtschaft geeignete Zone (a) und in eine nur bedingt geeignete Zone (b). Auf der entstandenen
Teilungsgrenze (G1) bildeten sich die ersten Feldwege.
Aus den Feldwegen war inzwischen ein Straßenzug entstanden (Marktstraße/Eisengasse).
Vermutlich zu Otmars Lebzeiten fand eine Teilung mit menschlichem Zutun statt.
Aus Dornbirner Besitztum wurden zwei Besitztümer. Die entstandene Teilungsgrenze ist lokalisierbar:
Sie verläuft auf der Linie der heutigen Dr.-Waibel-Straße/Oberdorferstraße/Zanzenberggasse (G2) bis
zur Querung Steinebach und dann über Kellenbühel/Tugstein Richtung Watzenegg.
Wir
kennen
die
zwei
neuen
Herrschaftsbereiche
nicht
mit
Namen,
wissen
aber,
dass
aus
ihnen
ein Udalrichinger (U) und ein welfischer (W) Bereich entstanden war.
Zu Otmars Lebzeiten etablierte sich das Kloster St. Gallen im Niederdorf. Hier entstand – auf
welfischem Riedgebiet – der st. gallische Kellhof.
Entstehung der ersten Straßen
© Bruno Oprießnig, A-6850 Dornbirn
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Oberdorf vor 719:
Ursprüngliches Straßennetz (weiß)
Dornbirner Besitztum teilte sich. Die entstandene Teilungsgrenze (G2) verlief auf der Linie der
heutigen Dr.-Waibel-Straße/Oberdorferstraße/Zanzenberggasse bis zur Querung des Steinebaches
und dann über Kellenbühel/Tugstein Richtung Watzenegg. Aus einem einzelnen Herrschaftsbereich
wurden ein Udalrichinger (Ud) und ein welfischer (We) Bereich. Da nun beide Bereiche dieselbe Straße
besaßen, war ein Servitut entstanden. Aus einem Recht wurden zwei Rechte. Außerdem hatten Ud
und We gemeinsame Ahnen!
Es war mit Sicherheit das einschneidende Ereignis dieses Zeitabschnittes. Der herkömmlich
welfisch geprägte Bereich teilte sich außerhalb ihres Mühlebachkomplexes in einen Bereich mit Welfen
(We) und einen Bereich des Klosters St. Gallen (SG). Das Kloster besaß nun den Niederdorfer Kellhof
und ein Oberdorfer Besitztum. Zudem war eine neue Teilungsgrenze (G3) entstanden.
Es folgte ein Schritt mit Langzeitwirkung. Sowohl der welfisch als auch der udalrichingisch
geprägte Bereich wurden so geteilt, dass beide an Bäche (MB) mit Mühlen zu liegen kamen. Es waren
somit zwei Mühlebacher Komplexe entstanden. Das Mahlgut abgabepfichtiger Untertanen wurde hier
gemahlen. So konnte ein „Zehent“ am besten kontrolliert werden. Hier berührten sich Obrigkeit und
Leibeigene!
Entstehung de ersten Straßen
© Bruno Oprießnig, A-6850 Dornbirn
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Aus der Teilungsgrenze (G3) war inzwischen der Straßenzug Sebastianstraße/Sägerstraße
entstanden. Im Jahre 771 heiratete Karl der Große. Hildegard – seine Ehefrau – war Schwester
Udalrichings I. Durch seine Hochzeit gewann Karl Einfluss auf Udalrichinger Besitz (Ka).
Entstanden waren inzwischen die Bündtlittenstraße, ein Teil der Nachbauerstraße, die
Sebastianstraße und die Weißachergasse.
Im Jahre 890 war die Zeit der Karolinger zu Ende. Ihr Besitz, darunter der Reichshof Lustenau
samt dem karolingischen Mühlebachgut sowie Kellhof- und Kirchenbesitz, fielen an die
udalrichingische Grafschaft Linzgau.
Karls Sohn (Ludwig der Fromme) und Karls Enkel (Ludwig der Deutsche) waren Erben Karls. Beide
waren mit einer welfischenstämmigen Frau verheiratet. Sie waren im Zeitraum zwischen 814-876 für
folgenschwere Teilungen verantwortlich.
a) Im Niederdorf fiel eine Kellhofhälfte an die Kirche St. Martin.
b) Im Oberdorf wurde karolingisches Mühlebachgut geteilt in
Ka) einen karolingischen Mühlebachanteil (dunkelgrau),
Ka) einen Anteil des Kellhofes (hellgelb) und
Ka) einen Anteil der Kirche St. Martin (dunkelgelb) mit der Teilungsgrenze „G4“.
c) Im Oberdorf bildete sich aus Besitztum des Kellhofes der Achmühlekomplex, der
Ka) aus einem Besitztum des Kellhofes (hellgelb) samt der Achmühle und aus
Ka) aus einem Besitztum der Kirche St. Martin (dunkelgelb) samt einem Torkel bestand.
Die Udalrichinger teilten sich in die Linien „Linzgau“ und „Pfullendorf“:
Die Grafschaft Linzgau hatte ihren Sitz in Buchhorn, die zweite Grafschaft in Pfullendorf.
Ehemals udalrichingisch/karolingisches Besitztum fiel an Buchhorn (BH), udalrichingisch/nicht-
karolingisches Besitztum fiel an Pfullendorf (PD).
Entstehung de ersten Straßen
© Bruno Oprießnig, A-6850 Dornbirn
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Situation im Jahre 1100:
Der vorletzte der Udalrichinger – Graf Otto I. von Buchhorn – erbaute das Frauenkloster Hofen
bei Buchhorn. Mit seinem Nachfolger – Graf Otto II. von Buchhorn – starben die Udalrichinger aus.
Nachdem Herzog Welf IV. im Jahre 1089 sein päpstlich orientiertes Verhalten aufgegeben und sich der
kaiserlichen Seite zugewandt hatte, wurde er Nachfolger der Udalrichinger und organisierte sein Erbe
neu.
Er überantwortete den Kirchenbesitz von St. Martin seinem Hauskloster Weingarten (WG), den
Kellhof samt Achmühle übertrug er dem dem Frauenkloster Hofen (Ho) bei Buchhorn. Der Lustenauer
Reichshof samt dem einst karolingischen Mühlebachgut geriet in der Folge an die welfenfreundlichen
Staufer (St). Einst nichtkarolingisches Pfullendorfer Besitztum fiel an die Grafschaft Bregenz (Br), einst
nichtkarolingisches Besitztum der Welfen blieb welfisch (W).
Graf Rudolf I. von Bregenz war seit ca. 1130 mit Wulfhild von Bayern verheiratet. Seine Tochter
Elisabeth heiratete um ca. 1152 den Pfalzgrafen Hugo II. von Tübingen, das Bregenzer Erbe fiel damit
an Tübingen. Als um 1155 Elisabeths Cousin Kaiser wurde (Barbarossa), dürfte ihr Sohn Hugo bereits
gelebt haben. Dieser nannte sich um ca. 1200 Hugo (I.) von Montfort (M1) und hatte sein Erbe (auch in
Dornbirn) angetreten.
Seit dem Jahre 1167 waren die Staufer (St) als Erben der Welfen kaiserliche Schirmvögte des
Klosters Weingarten (WG), besaßen den Reichshof Lustenau und waren in Dornbirn Nachbarn des
Montforters Hugo (M1).
Hugo I. von Montfort starb im Jahre 1228. Seine Söhne verwalteten das Erbe vorerst
gemeinsam, dann folgte die erste montfortische Teilung (G6). Montforter und Werdenberger wurden
zu Nachbarn. Der Sohn Hugo II. von Montfort (M3) war Anhänger der Staufer und von 1232 bis
1242 Abt des Klosters Weingarten. Der zweite Sohn – Rudolf (W1) – wurde Stifter des Hauses
Werdenberg und Heiligenberg.
Verursacht durch die Ehe seines Großvaters [Rudolf von Bregenz] mit seiner Großmutter
[Wulfhild von Bayern] kam es zur Verschmelzung zweier Güter. Nachdem als „Umleitung“ die heutige
Bergstraße erbaut wurde, entstand auf dem verschmolzenen Besitztum die Feste Tornbirren samt
angrenzendem Acker, Weingarten und Brunnen. Der Brunnen bezog sein Wasser vom Schmidberg,
der dem „Schmidbergsgut“ den Namen geben sollte. Quellen, Brunnenstube und Brunnen existieren
heute noch als „Sebastianbrunnen“.
An die Südwestseite der Feste (roter Hintergrund) befand sich das Rechtesytem des heutigen
„Saumarktbrunnens“, das Besitz der Kirche St. Martin und den Bereich der Feste überlagerte. Der
„Saumarktbrunnen“ ist also der ältere von beiden. Er stammt aus einer Zeit, in der beide Bereiche
eine Einheit waren.
Entstehung de ersten Straßen
© Bruno Oprießnig, A-6850 Dornbirn
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Rudolf I. von Werdenberg (W1) starb zur Zeit der staufischen Herrschaft. Die nach dem Tod
seines Vaters noch nicht vollzogene Teilung war überfällig. Hugo III. von Montfort (M3) erhielt einen
Halbteil dieser Erbschaft, die zwei minderjährigen Söhne Hugo I. von Werdenberg (W2) und Hartmann
I. von Werdenberg (W3) erhielten den zweiten. Höchstwahrscheinllich wurden beide von ihrem Onkel
(M3) bevogtet.
Um 1272 wurde Rudolf von Habsburg zum römischen König erwählt. Von den zwei Werdenberger
Söhnen war Hartmann (W3) inzwischen verstorben. Sein Sohn Rudolf II. von Werdenberg-Sargans
(W11) erhielt von Habsburg nun jenen Teil des Gutes Mühlebach als Lehen, das rund 250 Jahre später
als „Schmitterlehen“ erstmals erwähnt wurde. Hugo I. von Werdenberg-Heiligenberg (W2) wurde nun
Landgraf von Buchhorn und erhielt „das Gut zu Mühlebach“ als Eigengut.
Im Jahre 1288 begann für das Oberdorf eine schmerzreiche Phase: König Rudolf von Habsburg
vertrieb den Abt des Klosters St. Gallen – Graf Wilhelm von Montfort (M13) aus seinem Amte. Dazu
eroberte Habsburgs Dienstmann – Hugo II. von Werdenberg-Heiligenberg (W8) – die im Besitze des
Klosters liegende Burg Klanx im Appenzell, das damals dem st. gallischen Dienstmann Heinrich von
Sigberg unterstellt war. Dieser wechselte nun offensichtlich die Seiten und wurde Dienstmann Hugos
(W8).
Als nächstes wurde durch Hugo II. von Werdenberg die montfortische Feste im Oberdorf zerstört.
Als Ersatz in eigener Sache entstand das Haus mit der heutigen Adresse „Bergstraße 24“, das bekannte
„Schlossguggerhaus“. Ebenso neu war das Straßenstück zwischen Zanzenberggasse und Steinebach.
Von hier war man mit wenigen Schritten auf der anderen Steinebachseite auf dem „Gut zu Mühlebach“,
dessen Besitzer Heinrich von Sigberg hieß.
In einem Dokument des Klosters St. Gallen wurde im Jahre 1290 das Oberdorf erstmals erwähnt:
In Supriori villa.
Rudolf von Habsburg starb am 15. Juli 1291. Mit seinem Tod sollte sich vieles ändern:
Heinrich von Sigberg behielt weiterhin seinen Besitz in Dornbirn.
Hugo II. von Werdenberg verlor seine Reichspfandschaften an die Ritter von Ems. Mit diesen folgt eine
andere Geschichte.
Entstehung de ersten Straßen
© Bruno Oprießnig, A-6850 Dornbirn
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Oberdorfer Brunnengenossenschaften
Die genaue Zahl der Oberdorfer Brunnen ist kaum nachvollziehbar. Die ersten Brunnen standen am Hangfuß, dort, wo
sich die meisten Quellen heute noch befinden. Sie versorgten anfänglich einzelne Haushaltungen, die aus heutiger Sicht mit
reichlich Grund und Boden ausgestattet waren. Diese Haushaltungen wurden erweitert, indem abseits des Hangfußes auf
diesem Grund und Boden neue Haushaltungen entstanden, anders ausgedrückt: Man baute jenseits der Straße dazu und
führte vom Haushalt „A“ das Wasser zu Haushalt „B“.
Grund und Boden wurden danach weiter geteilt, so dass immer mehr Haushalte entstanden. Mit ihnen stieg auch die
Zahl der Brunnenberechtigten. das Ergebnis war eine Brunnengenossenschaft mitsamt ihren berechtigten Mitgliedern.
Brunnenrechte sind starr mit den Hofstätten verbunden, auf denen die Nutzungsberechtigten wohnten. Die Versorgungsfläche
einer Brunnengenossenschaft bleibt daher konstant, die Zusammensetzung der Rechteinhaber ändert sich dagegen laufend.
Rechteinhaber haben auch Pflichten, die gemeinsam festgesetzt wurden. Kontrolliert und dokumentiert wurde dies vom
Brunnenmeister, der in wechselnder Reihenfolge gewählt wurde. Es entstanden „Brunnenbücher“, aus denen man die
jeweilige Rechtesituation nachverfolgen kann. Heute kann man in den Listen den Namen des schlichten Arbeiters neben dem
Namen seines „brötchengebenden“ Arbeitgebers lesen. Beide waren oder sind gleichwertige Brunnenberechtigte!
Das Oberdorf bestand aus etwa zehn Brunnengenossenschaften. Verschiedene Brunnengenossenschaften haben
verschiedene Vergangenheiten. Nicht selten fanden Streitigkeiten zwischen differenten Gruppen statt, die dann vor Gericht
ausgefochten wurden. Typisch waren bei Trockenheit versiegende Brunnen, die eine unerlaubte Nutzung von „Fremdwasser“
verursachten. Da Oberdorfer Brunnen überwiegend aus Holz gebaut waren, verlangte auch ihre Erhaltung Holz, das oft
„schwarz“ geschlagen wurde. Gerichtsprorokolle legen eine Reihe solcher Geschichten offen.
Die Zeiten haben sich geändert, die öffentliche Wasserversorgung ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Manche
Brunnengnossenschaften haben sich aufgelöst, zum Teil wurden sie von der Stadtgemeinde Dornbirn übernommen. Heute
betrachten wir die noch laufenden Brunnen als dekoratives Stück der Vergangenheit oder als willkommene Wasserlieferanten
für Gärten in trockenen Zeiten. Wer weiß, vielleicht werden Brunnen einmal unverhofft ein lebensnotwendiges „Revivel“ als
Notnagel erleben?
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Brunnenberechtigte (1910) Nägelesbrunnen:
„Nägelesbrunnen“ nennen die Anrainer den kleinen Brunnen an der Fahrstraße zum
Zanzenberg. Der Nagelschmied Franz Josef Albrich (*21.01.1869) war um 1910 Bewohner des
daneben liegenden Hauses Zanzenberggasse 12. Er sei vermutlich für den Namen des Brunnens
verantwortlich gewesen.
Die umgebende Topographie ist für naturwissenschaftlich Versierte lesbar wie ein Buch: Es
könnte Jahrtausende her sein, als der Hang sich löste und als Mure auf den darunterliegenden
Schwemmfächer des Steinebachs niederging.Die dadurch entstandene Geländeformation drängte den
Bach vom alten Bett ab und bildete so eine sichere Grundlage für die künftige Besiedelung.
Die älteste dokumentierte Nennung des Brunnens stammt aus dem Jahre 1752. Michael Höfle
aus Zanzenbergasse 12, Johann Luger aus Bergstraße 22 und Johann Diem aus Steinebach 1 hatten
um Holz für den Brunnen samt Säule angesucht. Als Gegenleistung hatte je ein Familienmitglied eine
Wallfahrt nach Maria Bildstein zu absolvieren. Das Gerichtsprotokoll verrät uns so die Namen der
damaligen Brunnengenossenschafter.
Eine erwähnenswerte Nennung stammt aus dem Jahre 1431. Es wurde ein Bühel am
Zanzenberg verkauft, der sich laut Beschreibung in unmittelbarer Nachbarschaft zum Quellgebiet des
Saumarkt- und Nägelesbrunnen befand. Er grenzte an Nägelis und Albrichs Weingarten. Ein Zufall?
12-Unterer Weppacherbrunnen
11-Winklerbrunnen
10-Weißgerberbrunnen
09-Sebastianbrunnen
08-„Schmalz-Jockele“
07-Schattaubrunnen
06-Saumarktbrunnen
05-Rothenhäuslerbrunnen
04-Nesterbrunnen
03-Naglersbrunnen
02-Nägelesbrunnen
Dornbirn
In superiori villa (Oberdorf)
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Brunnenberechtigte (1910) am Schattaubrunnen:
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Die Summe der brunnenberechtigten Bauparzellen zeigt, dass der Umfang der
Brunnengenossenschaft zwei Bereiche überlagert. Einerseits ist er dem Ortsteil Weppach (Gut
zu Mühlebach) zuzurechnen, auf der anderen Seite dem Ortsteil Schattau (Schmidbergsgut).
Der Entstehungszeitpunkt der Brunnengenossenschaft lag also nach jenem der überlagerten
Güter. Auf der Suche nach dem Ursprung der Gruppe stellt sich nun die Frage: „Welche
Zeitfenster kommen für die Bildung der Brunnengenosenschaft in Frage?“
Mit Sicherheit war dies im 17. Jahrhundert unter dem Grafen Kaspar von Hohenems der
Fall. „Favorit“ wird aber das Jahr 1318, als Ulrich I. von Ems das Gut zu Mühlebach erkaufte.
Er war ja damals schon Besitzer des benachbarten Schmidbergsgutes (Reichspfandschaft).
Tatsächlich bestand die gleiche Situation auch schon früher, als Hugo I. von Werdenberg
das Schmidbergsgut aus montfortischer Herkunft besaß, das Gut zu Mühlebach aber aus
staufischer! Verfolgt man beide Linien noch weiter zurück, stößt man im Jahre 1089 auf Welf
IV., als dieser die Udalrichinger Grafschaft Buchhorn übernahm! Welf war es, der damals die
Präsenz des Klosters St. Gallen beendete und beide Güter zusammenführte. Doch - wenn man
es ganz genau nimmt – tatsächlich wäre die Brunnenbildung noch früher möglich gewesen, zu
einer Zeit, als es weder Welfen noch Udalrichinger gab!
Die Urkundendichte über den Schattaubrunnen ist sehr dünn, ein Zeichen, dass meist
alles ohne Probleme ablief. Erst in neuerer Zeit (5. Juli 1801) fand eine Auseinandersetzung
statt, die Bewohner vom Kellenbühel und Brunnentinteressenten aus Schattau vor Gericht
brachte. Folgende Brunnenberechtigte waren damals dabei:
Josef Thurnher Engelwirt,
Andreas und Kaspar Ulmer,
Martin Schmidinger und der Lehrer Michael Sohm.
Es ging um die nicht gerechtfertigte Nutzung von Wasseraustritten im umliegenden Gelände.
Der Brunnen existiert seit Jahren nicht mehr, schade!
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Brunnenberechtigte (1910) des Brunnens beim „Schmalz Jockele“
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts floss in unmittelbarer Nähe der Steinebach. Nach
seiner Verlegung an die heutige Position wurde das alte Bachbett zu Brachland, auf dem danach
Weingärten entstanden. Es dauerte nicht lange, und es setzten dort erste Bautätigkeiten ein.
Unter Graf Kaspar expandierte das Oberdorf rasant. Um 1637 stieß dadurch die Kapazität des
Sebastianbrunnens an ihre Grenzen. Der Schuhmacher Felix Diem besaß damals das ehemalige Haus
"Kirchgasse 10", in dem sich Mitte des vorigen Jahrhunderts noch ein Lebensmittelgeschäft befand.
Das Haus wurde inzwischen mit einem Neubau ersetzt und hat heute die Adresse "Bergstraße 18".
"Jenseits der Gasse" – dort wo sich heute der Parkplatz des Sparmarktes befindet – besaß Felix
Diem Rebstöcke. Hier entstand dann die Adresse "Bergstraße 21" samt dem Brunnen. Daneben lag
das Haus Bergstraße 19. Dort lebte ab 1866 der Krämer Jakob Klocker. Man nannte ihn "Schmalz-
Jockele". Aus dem benachbarten namenlosen Brunnen wurde daher der Brunnen beim "Schmalz-
Jockele". An Stelle des Brunnens befindet sich heute dort der Parkplatz des Supermarktes.
berechtigt seit
1828
1778
1764
1637
1637
1783
1637
12-Unterer Weppacherbrunnen
11-Winklerbrunnen
10-Weißgerberbrunnen
09-Sebastianbrunnen
08-„Schmalz-Jockele“
07-Schattaubrunnen
06-Saumarktbrunnen
05-Rothenhäuslerbrunnen
04-Nesterbrunnen
03-Naglersbrunnen
02-Nägelesbrunnen
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